Solidarische Landwirtschaft – Eure Fragen.
Hier müssen wir etwas ausholen – denn das ist ein Vergleich von zwei komplett unterschiedlichen Systemen. Auch wenn das Ergebnis am Ende ähnlich ist und Euch beide Angebote mit frischem Gemüse versorgen.
In einer Solawi bestellt oder abonniert Ihr Euch nicht einfach nur eine Biokiste mit in etwa bekanntem Inhalt, Ihr werdet durch Euer Engagement über den Genossenschaftsanteil und den Ernteanteil zum/zur Mitgärtner*innen oder auch Mitlandwirt*in. Denn Ihr „bucht“ nicht einfach nur einen Ernteanteil und bekommt dafür frisches Gemüse – sondern Ihr seid alle zu gleichen Ernteanteilen Miteigentümer*innen der gesamten in der Solawi erzeugten Ernte. Das bedeutet, dass Euer Ernteanteil je nach Saison und Anbau mal größer oder auch mal kleiner sein kann als die immer gleich zusammengestellte Biokiste. Ihr profitiert also von einer guten Ernte – aber übernehmt auch einen Teil des Risikos, das die Erzeugung von frischem, saisonalem Bio-Gemüse mit sich bringen kann. Natürlich wird auch nicht perfekt aussehendes Gemüse nicht weggeworfen, sondern ebenfalls unter allen Ernteanteilen aufgeteilt.
Auch ist das in der Solawi erzeugte Gemüse wirklich total regional und saisonal – denn die Solawi ist KEIN Händler, der alle Kulturen, die er gerade nicht erzeugen kann, von überall her zukauft. Das bedeutet, Zucchini und Tomaten gibt es bei der wöchentlichen Gemüseausgabe, wenn die Zucchini und Tomaten reif sind.
Da Ihr ein Teil der Solawi seid, bestimmt Ihr natürlich auch mit, was wann und wie und in welchen Mengen angebaut werden soll und was nicht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dabei ist, dass es bei der Solawi nicht NUR um den Anbau von frischem und gesundem Gemüse für Euch und Eure Familien geht – sondern es geht uns als solidarische Gemeinschaft um einen grundlegend anderen Ansatz des Wirtschaftens – nämlich eine Art des Wirtschaftens, die auf dem Grundwert der Solidarität beruht: Der Solidarität der Mitglieder untereinander, der Solidarität mit den Menschen, die die Lebensmittel erzeugen und um die Solidarität mit unserer Umwelt. Es geht um den Aufbau von gesunden und CO2-speichernden Böden, es geht um Vielfalt auf dem Acker, es geht um den Erhalt und den Ausbau der Biodiversität, es geht um den Erhalt samenfester Gemüsesorten, es geht um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, es geht um die Schaffung von resilienten Ökosystemen, in denen wir Lebensmittel auf eine Art und Weise anbauen können, die unser Klima schützt, und es geht darum mit einer so organisierten Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln sich unabhängig von globalen Lieferketten zu machen und dabei ganz konkret die Welt genau dort, wo wir leben, ein Stück besser zu machen.
Der Genossenschaftsanteil ist der Mitgliedsanteil an der Gemeinschaft, der zur Mitbestimmung berechtigt und zwingende Voraussetzung dafür ist um einen Ernteanteil erwerben zu können. Dieser Anteil wird einmalig beim Beitritt zur Genossenschaft eingezahlt. Dabei kann es auch fördernde Mitglieder geben, die zwar Genossenschaftsanteile zeichnen, aber keinen Ernteanteil haben möchten. Die finanziellen Mittel aus den Genossenschaftsanteilen stehen der Solawi für die langfristigen Investitionen (Geräte, Maschinen, Folientunnel) zur Verfügung.
Der Ernteanteil hingegen ergibt sich aus den laufenden Kosten einer Saison (er zahlt die Gehälter der Gärtner*innen, die Pacht, Saat- und Pflanzgut). Diese Kosten werden durch die Anzahl der vergebenen Ernteanteile geteilt und sind dann als monatlicher Beitrag zu zahlen.
Um Mitglied der Genossenschaft werden zu können muss man zwei Genossenschaftsanteile zeichnen. Wer darüber hinaus auch einen Ernteanteil haben möchte, zahlt auch noch den monatlichen Beitrag für den Ernteanteil.
Diese Frage entscheidet die Gemeinschaft (Unser Vorschlag ist ein ganztägiges Abholfenster an einem Donnerstag). In der laufenden Saison 2024 war es der Donnerstag in der Zeit von 16 – 20 Uhr.
Aktuell planen wir die Ausgabe von Gemüse im Zeitraum von Februar bis Weihnachten.
Die Antwort auf diese beiden Fragen fassen wir einfach mal zusammen: Da es sich um eine solidarische Gemeinschaft handelt, ist jeder aufgerufen sich im Rahmen seiner Möglichkeiten in die Gemeinschaft einzubringen. Dabei kann die Art der Mitarbeit durch die Mitglieder frei gewählt werden.
Genossenschafts- und Ernteanteil sind beide gemäß unserer Satzung zum Ende eines Kalenderjahres mit einer Kündigungsfrist von 6 Monaten kündbar.
Die Genossenschaftsanteile werden dann dem ausscheidenden Mitglied ausbezahlt. Die Details dazu regelt die Satzung.
Die Genossenschaft als juristische Person haftet mit ihrem Eigenkapital für ihre Verbindlichkeiten (Schulden). Die Genossenschaftsmitglieder haften nicht persönlich, da in unserer Satzung keine Nachschusspflicht vorgesehen ist. Jedes einzelne Mitglied haftet nur in Höhe seiner Genossenschaftsanteile.
Im aktuellen Erntejahr 2024 haben wir die Höhe der monatlichen Ernteanteile wie folgt festgelegt:
110 Euro für einen GANZEN Anteil (gerechnet für zwei Erwachsene und ein Kind)
55 Euro für jeden HALBEN Anteil.
Sind noch Fragen offen geblieben? Dann schreibt uns gerne – solawi@bio-hof-brinkmann.de.